So nähst du deine eigene Lederscheide!
Wie unsere Lederscheiden entstehen
Handgefertigte Lederscheiden sind nicht nur praktisch, sondern auch ästhetisch ansprechend. Sie schützen Messer und Werkzeuge und verleihen ihnen eine persönliche Note. In diesem Blogbeitrag zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie wir unsere Lederholster fertigen – von der Auswahl des Leders bis zur finalen Veredelung. Ob Anfänger oder erfahrener Handwerker, hier findest du wertvolle Tipps und Techniken für dein eigenes Projekt.
Lederscheiden haben eine lange und reiche Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Schon in frühen Kulturen nutzten Menschen Leder, um Schutzhüllen für ihre Werkzeuge und Waffen herzustellen. Leder war aufgrund seiner Haltbarkeit und Flexibilität ein bevorzugtes Material. Im Mittelalter erreichte die Kunst der Lederverarbeitung in Europa ihren Höhepunkt, und Lederscheiden wurden oft kunstvoll verziert und personalisiert. Sie waren nicht nur funktionale Gegenstände, sondern auch ein Statussymbol. Wir schätzen die Tradition und das handwerkliche Können, das in die Herstellung von Lederscheiden einfließt, und setzen diese alte Kunstform fort.
Warum Büffelleder?
Für alle unsere Lederarbeiten verwenden wir robustes Büffelleder. Da wir vorrangig Outdoorausrüstung anbieten, sollte das Leder widerstandsfähiger gegen Abnutzung und Beschädigungen sein. Trotz seiner Stärke ist Büffelleder weich und geschmeidig, was es angenehm zu verarbeiten und zu tragen macht.
Die natürliche Narbung von Büffelleder ist oft grober und markanter, was jedem Stück ein einzigartiges, rustikales Aussehen verleiht. Nach einer Weile entwickeln unsere Lederprodukte eine einzigartige Patina, die den Charakter des Leders verstärkt.
Ein weiterer, nicht unwichtiger Grund ist die Nachhaltigkeit. Büffel werden in der Regel immer auf Weiden gehalten und nicht in großen, überfüllten Ställen.
Für unser Leder verwenden wir 2,5 mm starkes, pflanzlich gegerbtes Büffelleder der Firma Leder Richter aus Deutschland.
Unsere Werkzeuge
Mit der Zeit sammelt sich so einiges an in unserer Werkstatt. Um saubere und präzise Lederprodukte herzustellen, benötigt man gutes Werkzeug. Eine gute Nachricht vorweg: man benötigt keine teuren Maschinen für das Lederhandwerk, alle Werkzeuge sind Handwerkzeuge und vergleichsweise günstig in der Anschaffung.
Im folgenden Foto siehst du die wichtigste Auswahl an Handwerkzeugen:
- 1 Lederschere
- 2 Wachsfaden (wir benutzen 1mm Garn)
- 3 Nahtversenker
- 4 Kantenhobel
- 5 Messer
- 6 Bogenzirkel
- 7 Ledermeißel
- 8 Radiusschablone
- 9 Locheisen
- 10 Kantenpolierer
- 11 Bienenwachsblock
- 12 Rundahle
- 13 Schwertahle
- 14 Fadenschere
- 15 Sattlernadeln
- 16 Falzbein
Mit Schablone gehts einfacher
Wenn ihr vorhabt, mehrere Lederartikel des gleichen Typs herzustellen, empfiehlt sich die Anfertigung einer Lederschablone. Der Vorteil: es geht schneller und ist wiederholgenau. Das bedeutet, dass eure Lederwerke kaum Toleranzen haben. Wir verwenden einfaches Papier, was etwas stärker ist.
Der erste Sch(r)nitt
Es ist nicht unbedingt chirurgische Präzision gefragt, aber eine ruhige Hand ist von Vorteil. Je robuster und dicker das Leder, desto mehr Fehler verzeiht es euch. Aber: ein Schnitt ist ein Schnitt, der wächst nicht mehr zu! Bei Holz kann man kitten, leimen und retuschieren, bei Leder funktioniert das nicht. Deswegen sollte euer Messer und eure Schere immer scharf sein. Die meisten Unfälle passieren mit stumpfem Werkzeug. Die Kraftaufwendung ist um einiges höher und damit auch die Verletzungsgefahr. Ein Cuttermesser ist ein guter Anfang. Wir verwenden ein einseitig angeschliffenes japanisches Ledermesser und eine Lederschere.
Vorbereitung der Nähte
Eins vorweg: genäht wird per Hand, vor allem bei stärkerem Leder, wie wir es verwenden. Es gibt zwar Maschinen für das Nähen von Leder, aber diese verwendet man bei dünnerem Leder und bei der Produktion von größeren Mengen wie Schuhe oder Taschen.
Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, sich die Naht vorher anzureißen. Am besten mit einer Rundahle oder dem Nahtversenker (Nr. 3).
Anschließend werden die Löcher mit dem Ledermeißel gestanzt. Die Meißel gibt es mit unterschiedlicher Zinkenanzahl. Für gerade Strecken empfiehlt sich ein Meißel mit mehreren Zinken, für kurvige Nähte ein Meißel mit kleiner Zinkenanzahl.
Der Sattlerstich
Der Sattlerstich ist eine traditionelle Handnaht, die für ihre Stärke und Haltbarkeit bekannt ist. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Du benötigst zwei Nadeln, gewachsten Faden, ein Locheisen oder eine Ahle, eine Nähleiste oder eine Klemme, und das Lederstück.
- Schneide ein Stück Faden ab, das etwa viermal so lang ist wie die zu nähende Strecke. Fädele beide Enden des Fadens in die Nadeln.
- Führe eine Nadel durch das erste Loch und ziehe den Faden zur Mitte, sodass auf beiden Seiten des Leders gleich viel Faden ist.
- Führe die linke Nadel durch das nächste Loch von links nach rechts und die rechte Nadel von rechts nach links. Ziehe den Faden fest, sodass beide Fäden gleichmäßig gespannt sind.
- Wiederhole diesen Vorgang für jedes Loch entlang der Nahtlinie, bis du das Ende erreichst.
- Am Ende der Naht, führe beide Nadeln nochmals durch das letzte Loch, um die Naht zu sichern, und mache einen Doppelknoten.
- Schneide die Fadenenden ab und, falls gewünscht, schmelze die Enden mit einem Feuerzeug, um ein Ausfransen zu verhindern.
Ein gutes Video verdeutlicht nochmal den Vorgang:
Tipps für gleichmäßige und stabile Nähte
Verwende eine Nähleiste oder Klemme:
Dies hilft, die Lederstücke während des Nähens an Ort und Stelle zu halten und sorgt für gleichmäßige Stiche.
Dies hilft, die Lederstücke während des Nähens an Ort und Stelle zu halten und sorgt für gleichmäßige Stiche.
Gleichmäßige Spannung:
Ziehe den Faden bei jedem Stich gleichmäßig an, um Falten oder Unebenheiten zu vermeiden.
Vorstechen der Löcher:
Durch das Vorstechen der Löcher mit einem Locheisen oder einer Ahle stellst du sicher, dass die Stiche gleichmäßig und präzise sind.
Verwendung von gewachstem Faden:
Gewachster Faden ist reißfester und lässt sich leichter verarbeiten. Er verhindert auch das Verrutschen der Stiche.
Regelmäßige Kontrolle:
Überprüfe regelmäßig die Naht während des Nähens, um sicherzustellen, dass sie gleichmäßig und fest ist.
Die perfekte Kante
Um in der Wildnis vor Nässe geschützt zu sein, sollte man die Schnittkanten des fertigen Ledergegenstandes "polieren". In der Regel verwendet man dazu den Kantenpolierer (Nr. 10 im oberen Bild). Dies verleiht den Kanten ein professionelles und ansprechendes Aussehen und verbessert ihre Haltbarkeit. Bevor dieser zum Einsatz kommt, kann man die Kanten mit einem Kantenhobel etwas abrunden. Halte den Kantenhobel so, dass die Klinge leicht über die Lederkante gleitet. Achte darauf, den Hobel in einem Winkel von etwa 45 Grad zu halten.
Ziehe den Kantenhobel gleichmäßig entlang der Lederkante, um eine glatte und abgerundete Kante zu erzeugen. Übe gleichmäßigen Druck aus und arbeite in langen, gleichmäßigen Zügen.
Polieren geht über Studieren
Trage eine kleine Menge Wasser oder eine spezielle Kantenpolitur auf die Kanten des Leders auf. Dies erleichtert das Polieren und hilft, die Kanten zu glätten. Halte den Kantenpolierer fest und reibe die Lederkante in einer der Rillen oder über eine Kante des Polierers. Arbeite in gleichmäßigen, schnellen Bewegungen entlang der gesamten Kante. Übe gleichmäßigen Druck aus und erhöhe die Geschwindigkeit allmählich, um die Kanten zu erhitzen und das Leder zu glätten und zu versiegeln.
Wir von Campfire Handmade wünschen viel Erfolg und wenn Du Fragen dazu hast, kannst Du uns gern kontaktieren :)
Gern könnt ihr Euch gern in den Kommentaren verewigen und uns eure Sichtweise zum Thema Leder schildern z.B. welches Leder benutzt ihr? Habt ihr schon Erfahrungen mit Kunstleder gemacht?